Zinsrisiko

IRRBBA: Ziele und Richtlinien für das Zinsrisikomanagement des Bankenbuchs

a. Definition Zinsrisiken im Bankenbuch (IRRBB) zum Zweck der Risikosteuerung und -messung

Änderungen von Zinssätzen beeinflussen den wirtschaftlichen Wert der Aktiven, Passiven und ausserbilanziellen Positionen (Barwertperspektive) und tangieren den Ertrag aus dem Zinsengeschäft (Ertragsperspektive).

Dabei können Zinsänderungsrisiken aufgrund zeitlicher Inkongruenzen der Zinsbindung oder der Zinsneufestsetzung von Aktiven, Passiven und ausserbilanziellen Positionen (Zinsneufestsetzungsrisiko) oder aus Bilanzstrukturveränderungen sowie bei Veränderungen der Zinssätze für Instrumente, die zwar eine ähnliche Laufzeit aufweisen, aber auf Basis unterschiedlicher Zinssätze bewertet werden (Basisrisiko), entstehen.

b. Strategien zur Steuerung und Minderung des IRRBB

Aufgrund der starken Positionierung der LUKB im Zinsdifferenzgeschäft stellt das Zinsänderungsrisiko ein wesentliches Risiko der Bank dar. Die Steuerung des Zinsänderungsrisikos ist somit eine Kernaufgabe der LUKB und erfolgt durch das aus den Departementsleitern bestehende Asset & Liability Committee (ALCO) auf Antrag des ALCO-Vorbereitungsgremiums. Mindestens monatlich werden im Rahmen der Überwachung durch den Bereich Finanzen die Zinsrisikomessgrössen sowie die Beanspruchung der definierten Limiten ermittelt und von der unabhängigen Risiko-Funktion überprüft. Dabei werden kündbare oder auf Sicht fällige Positionen mittels eines jährlich zu überprüfenden Replikationsmodells in den einzelnen Kenngrössen berücksichtigt. Ergänzend erfolgt quartalsweise eine dynamische Analyse des Einkommenseffektes basierend auf verschiedenen Szenarien. Die Resultate regelmässig vorgenommener Stresstests runden die Entscheidungsgrundlagen zur Steuerung des Zinsänderungsrisikos ab. Zur Steuerung und Absicherung von Zinsänderungsrisiken werden im Rahmen des Asset & Liability Managements (ALM) zusätzlich derivative Finanzinstrumente eingesetzt. Die taktische Umsetzung der Vorgaben erfolgt unter Lead des CFO in Zusammenarbeit mit dem Bereich Trading & Treasury Services.

c. Periodizität der Berechnung und Beschreibung der IRRBB-Messgrössen

Die Zinsrisikomessgrössen (Sensitivität des Eigenkapitals auf Veränderungen der Marktzinssätze, Modified Duration der Aktiven und Passiven, Zinsbindungsgaps und Value at Risk-Analysen sowie Beanspruchung der entsprechenden Limiten) werden mindestens monatlich berechnet, wobei die Sensitivität des Eigenkapitals und der Value at Risk (VaR) des Bankenbuchs wöchentlich berechnet und überwacht werden. Quartalsweise erfolgt zusätzlich eine dynamische Analyse des Einkommenseffektes basierend auf verschiedenen Szenarien.

d. Zinsschock- und Stressszenarien

Unter Berücksichtigung von schockartigen Zinsveränderungen kalkuliert der Bereich Finanzen die Auswirkungen von acht internen Zinsszenarien auf den Barwert des Bankenbuchs und rapportiert die Ergebnisse dem ALCO und dem ALCO-Vorbereitungsgremium. Zusätzlich werden die sechs Standardzinsschockszenarien gemäss FINMA-RS 19/02 «Zinsrisiken – Banken» berechnet und rapportiert.

Die für die LUKB negativen Auswirkungen der schockartigen Zinsänderungen dürfen 16 % des Barwerts des Eigenkapitals nicht übersteigen. Bei einer Überschreitung dieses Grenzwerts orientiert der Bereich Finanzen unverzüglich das ALCO und das ALCO-Vorbereitungsgremium.

e. Abweichende Modellannahmen

Die im internen Zinsrisikomesssystem der Bank verwendeten Modellannahmen weichen für die Messgrösse des Economic Value of Equity (EVE) nicht wesentlich von den in Tabelle IRRBB1 gemachten Angaben ab.

f. Absicherung des IRRBB

Absicherungen von Zinsrisiken im Bankenbuch werden mittels bilanzieller Massnahmen (insb. Finanzanlagen, Anleihen und Pfandbriefdarlehen) oder derivativer Finanzinstrumente über den Bereich Trading & Treasury Services abgeschlossen. Durch den Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten sollen die Auswirkungen von zukünftigen Zinsänderungen gesteuert werden. Dabei werden Zinsänderungsrisiken von zinssensitiven Positionen im Bankenbuch in der Regel durch Zinssatzswaps und Zinsfutures abgesichert.

Die Sicherungsbeziehung sowie die Ziele und die Strategie für Absicherungsinstrumente werden bei Geschäftsabschluss dokumentiert, während die Effektivität der Absicherung periodisch überprüft wird. Dazu werden die Aktiven und Passiven separat betrachtet. Als «effektiv» wird eine Absicherung eingestuft, wenn die Barwertveränderung der derivativen Finanzinstrumente gegenläufig zu derjenigen der damit abgesicherten Gruppe von Grundgeschäften verläuft. Nicht oder nur teilweise wirksame Absicherungsgeschäfte werden im Umfang des nicht wirksamen Teils wie Handelsgeschäfte behandelt.

g. Wesentliche Modellierungs- und Parameterannahmen

  1. Barwertänderung der Eigenmittel (ΔEVE) – Zahlungsströme
    Die Zahlungsströme werden inkl. Marge dargestellt.
  2. Barwertänderung der Eigenmittel (ΔEVE) – Mapping-Verfahren
    Die Zahlungsströme werden auf Einzelkontraktbasis berechnet.
  3. Barwertänderung der Eigenmittel (ΔEVE) – Diskontierungssätze
    Die Zahlungsströme inkl. Marge werden im Wesentlichen mit der Saron- und der Swapkurve diskontiert.
  4. Änderungen der geplanten Erträge (ΔNII)
    Der Einkommenseffekt wird dynamisch aufgrund mindestens zwei verschiedener (hypothetischer bzw. historischer) Zinsszenarien berechnet. Der zugrunde liegende Beobachtungszeitraum der Simulation beträgt drei Jahre. Aufgrund der Zinsszenarien werden Zinssatzentwicklungen bei allen Produkten berücksichtigt, wobei bei den Bodensatzprodukten die definierten Replicatings zur Anwendung gelangen. Innerhalb der Aktiven und Passiven werden das budgetierte Wachstum als auch Bilanzstrukturverschiebungen simuliert. Das Ausmass dieser Verschiebungen wird von der aktuellen Zinskurve und den Zinserwartungen abgeleitet. Um die Duration trotz Bilanzstrukturverschiebungen innerhalb der Limitenvorgaben bzw. anhand des Zinsszenarios plausibel zu halten, werden zusätzliche Absicherungsgeschäfte berücksichtigt.
  5. Variable Positionen
    Kündbare oder auf Sicht fällige Positionen (sogenannte Bodensatzprodukte) werden mittels eines jährlich zu überprüfenden Replikationsmodells in den einzelnen Kenngrössen berücksichtigt.
  6. Positionen mit Rückzahlungsoptionen
    Die Produkte der LUKB beinhalten grundsätzlich keine verhaltensabhängigen Rückzahlungsoptionen.
  7. Termineinlagen
    Die Produkte der LUKB beinhalten grundsätzlich keine verhaltensabhängigen Rückzahlungsoptionen. Falls Termingeschäfte vorzeitig abgezogen werden, erfolgt dies zum Marktwert.
  8. Automatische Zinsoptionen
    Die Produkte der LUKB beinhalten grundsätzlich keine automatischen, verhaltensunabhängigen Rückzahlungsoptionen.
  9. Derivative Positionen
    Zinsderivate dienen der Steuerung des Zinsrisikos. Die LUKB setzt derzeit keine nicht-linearen Zinsderivate ein. Die Zinsänderungsrisiken von zinssensitiven Positionen im Bankenbuch werden in der Regel durch Zinssatzswaps und Zinsfutures abgesichert.
  10. Sonstige Annahmen
    Keine sonstigen Annahmen.

IRRBBA1: Quantitative Informationen zur Positionsstruktur und Zinsneufestsetzung

Volumen

Durchschnittliche Zinsneufestsetzungs- frist (in Jahren)

Maximale Zinsneu- festsetzungsfrist (in Jahren) für Positio- nen mit modellierter (nicht deterministi- scher) Bestimmung des Zinsneufestset- zungsdatums

Werte in Millionen Franken

Total

Davon CHF

Davon andere wesentliche Währungen, die mehr als 10 % der Vermögenswerte oder Verpflichtungen der Bilanz- summe ausmachen

Total

Davon CHF

Total

Davon CHF

Bestimmtes Zinsneufestsetzungsdatum

Forderungen gegenüber Banken

61.4

44.8

1.65

1.65

Forderungen gegenüber Kunden

4 401.3

3 848.5

1.58

1.70

Geldmarkthypotheken

7 462.1

7 462.1

0.02

0.02

Festhypotheken

29 656.7

29 585.0

3.41

3.42

Finanzanlagen

5 153.7

4 658.3

5.37

5.48

Übrige Forderungen

2.9

0.2

2.35

2.35

Forderungen aus Zinsderivaten1)

10 663.5

10 640.0

1.53

1.54

Verpflichtungen gegenüber Banken

– 6 583.0

– 4 805.2

0.13

0.14

Verpflichtungen aus Kundeneinlagen

– 7 718.5

– 6 474.8

0.45

0.51

Kassenobligationen

– 282.5

– 282.5

1.45

1.45

Anleihen und Pfandbriefdarlehen

– 16 417.1

– 16 269.6

7.52

7.56

Übrige Verpflichtungen

– 22.1

– 20.1

0.66

0.65

Verpflichtungen aus Zinsderivaten1)

– 10 663.5

– 10 640.0

2.25

2.25

Unbestimmtes Zinsneufestsetzungsdatum

Forderungen gegenüber Banken

248.8

78.5

0.00

0.00

Forderungen gegenüber Kunden

766.2

712.0

1.09

1.09

Variable Hypothekarforderungen

1 116.6

1 116.6

1.49

1.49

Übrige Forderungen auf Sicht

0.0

0.0

0.0

0.0

Verpflichtungen auf Sicht in Privatkonti und Kontokorrentkonti

– 12 336.6

– 11 561.3

2.13

2.12

Übrige Verpflichtungen auf Sicht

– 1 138.4

– 681.4

0.00

0.00

Verpflichtungen aus Kundeneinlagen, kündbar, aber nicht übertragbar (Spargelder)

– 9 988.3

– 9 883.5

1.75

1.76

Total

– 5 616.9

– 2 472.5

2.81

2.91

10.00

10.00

1)Technisch bedingter Doppelausweis der Derivatvolumen sowohl unter den Forderungen als auch unter den Verpflichtungen

IRRBB1: Quantitative Informationen zum Barwert und Zinsertrag

∆EVE3) (Änderung des Barwerts)

∆NII (Änderung des Ertragswerts)

Werte in Millionen Franken

31.12.2024

31.12.2023

31.12.2024

31.12.2023

Parallelverschiebung nach oben

308.9

315.3

73.0

25.2

Parallelverschiebung nach unten

– 528.7

– 464.8

– 80.4

– 48.8

Steepener-Schock1)

342.5

373.3

n.a.

n.a.

Flattener-Schock2)

– 303.3

– 328.5

n.a.

n.a.

Anstieg kurzfristiger Zinsen

– 103.2

– 125.0

n.a.

n.a.

Sinken kurzfristiger Zinsen

108.5

130.2

n.a.

n.a.

Maximum4)

– 528.7

– 464.8

– 80.4

– 48.8

Werte in Millionen Franken

31.12.2024

31.12.2023

Kernkapital (T1)

4 665.0

4 504.2

1)Sinken der kurzfristigen Zinsen in Kombination mit Anstieg der langfristigen Zinsen

2)Anstieg der kurzfristigen Zinsen in Kombination mit Sinken der langfristigen Zinsen

3)Aufgrund der Bilanzstruktur der LUKB führt eine Parallelverschiebung nach unten (Vorjahr: Parallelverschiebung nach unten) zur grössten negativen Veränderung des Barwerts.

4)Grösste negative Veränderung